Laudatio
anlässlich der Ehrung für besonderes bürgerschaftliches Engagement
an
Den Besuchsdienst der ev.-luth. Kirchengemeinde Pfuhl/Burlafingen
Am 05. April 2018, um 19.00 Uhr in Neu-Ulm. Laudator: Hans-Aicham-Bomhard
„Wir leben heute in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Die Senioren bleiben erfreulicherweise immer gesünder und unternehmungslustiger und werden immer mehr zu einer wichtigeren Zielgruppe für den Konsum. Die Werbebranche hat nur bis heute keinen griffigen Begriff für diese Zielgruppe geschaffen, so dass man mehrere Begriffe für diejenigen jenseits der 60 verwendet. Mal gut mal weniger gut. Man spricht von der Silver-Generation, den Best Agers, den Whoopies oder von den Kukidents.
Leider hat diese positive Entwicklung auch ihre Schattenseiten. Nach einer Studie der Universität Duisburg und Essen wird sich der Anteil der Pflegebedürftigen von 32,8 % in 2007 auf 37,4 % im Jahr 2020 erhöhen. Das ist eine Steigerung von 4,6 %. Parallel dazu steigt der Bedarf an professionellen Pflegekräften um 3% pro Jahr. Auch unsere Politiker haben das inzwischen erkannt und die große Koalition hat deshalb beschlossen, die Anzahl der Pflegekräfte um 8000 im gesamten Bundesgebiet zu erhöhen. Das dürfte allerdings nicht ausreichen. Es gibt Stimmen die sogar von einem Bedarf in den nächsten Jahren von dem 10 fachen, also von einem künftigen Bedarf von 80.000 Pflegekräften sprechen.
Es wird deshalb weiterhin wichtig und unentbehrlich sein, dass viele Frauen und Männer sich ehrenamtlich engagieren und sich um Alte, Einsame und Kranke kümmern.
Sie, Frau Gehrke, Frau Brückner und Frau Tomaschewski haben sich viele Jahre um diesen Personenkreis gekümmert. Sie waren von der Kirchengemeinde – ich glaube noch von Pfarrer Dittmers, der Mitte 2011 Burlafingen verlassen hat – beauftragt und wurden seelsorgerisch begleitet.
Sie drei haben den Besuchsdienst mit ca. 10 – 12 Helfern organisiert und durchgeführt.
Sie haben regelmäßig, oder in größeren Abständen, je nach Wunsch oder Absprache, Senioren, Kranke und pflegebedürftige Menschen zu Hause, in Kliniken oder in Heimen besucht und damit den Menschen das Gefühl gegeben nicht alleine oder vergessen zu sein. Bei diesen Begegnungen ist es wichtig zu den besuchten Menschen Vertrauen aufzubauen. Ältere Menschen sind vielleicht etwas scheu und sie wollen oft nicht zugeben, dass sie Hilfe brauchen und vor allem, dass sie niemand zur Last fallen wollen. Ist das Eis aber erst mal gebrochen freuen sich die Helfer, dass sie helfen können und die Hilfsbedürftigen freuen sich, dass ihnen geholfen wird.
Sie haben sich um Bürger gekümmert, die von sich aus kaum Kontakt pflegten oder aufgrund einer Krankheit oder Behinderung keinen Kontakt zu anderen aufnehmen konnten.
Sie Alle haben sich mit den Besuchten ganz einfach unterhalten, haben mit ihnen gesungen, haben ihnen vorgelesen. Sie haben diesen Menschen das Wichtigste gegeben, das die Meisten glauben zu wenig zu haben. Ihre Zeit. Seneca hat im Jahr 49 nach Christus einmal gesagt: „Es ist nicht zu wenig Zeit die wir haben, sondern es ist viel Zeit die wir nicht nutzen“. Sie haben ihre Zeit genutzt, sie haben ihre Zeit mit Menschen verbracht, denen die Zeit oft zu lang war und das über viele Jahre.
Diese vielen Besuche, die sie gemacht haben sind fast immer in aller Stille, ohne, dass die Gemeinde oder die Öffentlichkeit davon Notiz genommen hat geschehen.
Leider haben Sie Ihre wertvolle Tätigkeit Ende letzten Jahres aufgegeben, weil sie keine Helfer für ihren Besuchsdienst mehr gefunden haben. Es ist schade und bedauerlich, dass sich in unserer heutigen Gesellschaft niemand gefunden hat, der diese durchaus nicht einfache, aufopfernde und notwendige Tätigkeit fortsetzt.
Gerade in dieser Situation habe Sie alle es verdient, dass ihre nun beendeten Aufgaben im Nachhinein höchste Anerkennung finden.
Wir, der Verein “Verborgene Engel Neu-Ulm e.V“ sind stolz darauf und wir freuen uns, dass wir sie für Ihr bürgerschaftliches Engagement, mit dem Sie sich mit Leidenschaft und Herzblut, mit großem persönlichem Einsatz und Ausdauer für Andere eingesetzt haben, mit unserem Ehrenpreis auszeichnen dürfen als Zeichen unseres Dankes und Anerkennung für Ihre erbrachten Leistungen.
Herzlichen Glückwunsch!“
Die Geehrten sind: Frau Irmgard Gehrke, Pfuhl, Frau Rosemarie Brückner, Burlafingen und Frau Brigitte Tomaschewski, Pfuhl.
Anmerkung der Redaktion:
Wie wir erfahren haben, machen die drei genannten Damen ihre Hilfsdienste für die Mitbürger weiter. Sie konnten aber leider keine Unterstützer und Mitarbeiter/innen mehr finden, wodurch sich die Aufgabenverteilung auf diese drei bemerkenswerten Damen beschränkt und damit von jeder noch mehr Einsatz erfordert.
